Kriegsjahre in Berg

Beide Weltkriege brachten auch Unheil über die Ortschaft Berg. Das kleine Dorf wurde im Verlauf des Zweiten Weltkrieges sogar selbst zum Kriegsschauplatz. Im September 1944 marschierten die amerikanischen Truppen in Berg ein, und das Haus von Hubert Rauw wurde in ein Lazarett und später in eine Küche umfunktioniert. Am Kirmessonntag, dem 8. Oktober, nahm dann das Schicksal seinen Lauf. Für die Berger Bevölkerung bedeutete dies die Evakuierung. Mit Lastwagen wurden die Leute im Schulhof aufgeladen, allesamt mit ausreichend Verpflegung für zwei Tage. Peter Heinen konnte sich trotz der angespannten Situation die Bemerkung "zu soviele sind wir noch nie zur Kirmes gefahren" nicht verkneifen. Sechs Männer mußten allerdings zuhause bleiben, um das Vieh zu pflegen. Diese waren Joseph Heinen, Joseph Wey, Karl Brüls, Mathias Heck, Heinrich Rauw und Karl Sarlette.

Die Fahrt ging in die verschiedensten Richtungen. Einige Dorfbewohner kamen zunächst für wenige Tage nach Sart und dann zum Saal Fraternite oder zur Kaserne nach Malmedy. Zu essen gab es zu jeder Tageszeit Graupensuppe, eine ziemlich eintönige Angelegenheit. Die Stimmung war recht gedämpft. Das letzte Teilstück dieser Strecke führte die Gruppe dann nach Weywertz, wo sie die längste Zeit verweilte, bevor es am 10. Dezember wieder nach Hause ging. Hier fand man noch alles in bester Ordnung vor, weil durch die erste Offensive der Amerikaner nichts zerstört worden war. Dies änderte sich jedoch schon bald ...

Am 17. Dezember, einem kalten und feuchten Wintertag, hieß es dann überall "Die Deutschen kommen !" Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde, daß deutsche Truppen die Grenze überschritten hatten und in raschem Vormarsch sich wie eine immense Walze den Dörfern Rocherath, Wirtzfeld und Büllingen näherten. Damit hatte die Rundstedt- bzw. Ardennenoffensive besonnen. Insbesondere die Ungewißheit führte zu größter Aufregung. Die Dorfbevölkerung wurde wiederum evakuiert, diesmal nach Nidrum mit dem Pferdefuhrwerk von Joseph Wey.

Der Angriff der Deutschen auf die Bütgenbacher Domäne erfolgte in den ersten Tagen der Woche vom 17. bis zum 24. Dezember. Allerdings wurde dieser wichtige Schlüsselpunkt nach heftigen Kämpfen schon bald wieder von den Amerikanern zurückerobert. Eine Rolle in dieser Schlacht spielte übrigens auch die am Bütgenbacher Kriegerdenkmal befindliche, teilweise lädierte, amerikanische Panzerabwehrkanone, die vorübergehend in den Besitz der Deutschen übergegangen war. Bei der Rückeroberung durch die Amerikaner mußte die gesamte deutsche Mannschaft ihr Leben lassen, die dieses Gerät bedient hatte.

Am 22. und 23. Dezember fand in Bütgenbach eine großangelegte Panzerschlacht statt. Die Deutschen stießen, von der Bütgenbacher Heck und vom Schoppener Patt aus kommend, mit ihren schweren Tigerpanzem bis an den Rand der Ortschaft vor. Eine amerikanische Panzereinheit, die diesen Angriff rechtzeitig bemerkt hatte, griff seitlich an und hinderte die deutschen Truppen am Einmarsch. Die Taktik der Amerikaner war übrigens insofern wichtig, weil die Tigerpanzer vorne mit sehr dicken Stahlplatten versehen und nur seitlich einigermaßen anfällig waren.

Bei der Rückkehr im Februar des darauffolgenden Jahres bot sich den Flüchtlingen aus Berg kein schöner Anblick : verbrannte und teilweise oder ganz zerstörte Häuser, abgetragene Bedachungen, totes Vieh, kein Wasser und kein Licht. Fast alle Häuser hatten einen oder mehrere Einschläge.

Langezeit dauerte es, bis nach hartem Wiederaufbau die letzten materiellen Spuren des Krieges beseitigt waren. Die für ihr Vaterland gefallenen Menschen konnte aber niemand mehr lebendig machen. Der erste gefallene Berger war Joseph Heinen. Weitere elf Dorfbewohner starben als Soldat und zwei als Zivilopfer. Hubert Rauw überlebte zwar die Wirren, verstarb aber kurze Zeit später an den Folgen des Krieges. Gertrud Gehlen aus Elsenbom fand im Hause Weynand in Berg am 23. Mai 1944 einen schrecklichen Tod. Sie war hier behilflich gewesen und saß zu Tische, als sie durch einen Einschlag von amerikanischen Tieffliegern tödlich getroffen wurde. Das russische Dienstmädchen Olga und Leo Wey, die ebenfalls dort arbeiteten und sich blitzschnell in Deckung geworfen hatten, kamen mit leichten Verletzungen davon. Die Kinder Heinrich (4 Jahre) und Albert (3 Jahre) blieben weitgehend unversehrt.

Gefallene Berger in den Weltkriegen:

1. Weltkrieg: Reuter Michel (24.09.18), Schumacher Johann (09.01.15), Weynand Paul (13.11.16).

2. Weltkrieg: Brüls Joseph (05.06.43), Heck Ludwig (04.03.45), Heck Paul (15.06.44), Heinen Joseph (10.05.40), Heinen Hubert (19.08.43), Heinen Wilhelm (31.08.44), Klinges Joseph (18.06.44), Kötten Joseph (18.07.43), Küpper Emil (13.04.45), Peterges Paul (30.03.45), Wey Albert (25.01.44), Wey Johann (05.08.43). Zivilopfer : Heck Jacob (24.12.44), Küpper Helena (24.12.44).