Moderner Diebstahl

Wir erleben derzeit wie die Schere zwischen den Reichen und Mächtigen und der Mittelschicht immer größer wird. Von der Politik werden wir für dumm verkauft und von den Superreichen, die ihr Geld nur selten auf ehrliche Weise verdient haben, werden wir anmaßend von oben herab betrachtet.

Da gibt es zum Teil Kriminelle, die nur ein süffisantes Lächeln für uns übrig haben und deren Taten an Dreistigkeit oft kaum zu überbieten sind.

In diesem Sinne möchte ich kurz von einem Erlebnis berichten, dass ich vor ca. acht Jahren beobachtet habe. Es spielte sich an einem Mittwoch auf dem Unterstädter Markt in Eupen ab.

Die Marktbetreiber waren schon dabei, ihre Stände zu schließen, als ein Mercedes-Fahrer mitten auf den Platz fuhr, bei laufendem Motor ausstieg, die Autotür offen stehen ließ und zum Obststand ging, um dort mehrere Sorten Äpfel zu probieren. Dann stieg er wieder ein und fuhr fort als wäre sein Tun das normalste der Welt. Ich sah den verdutzten Blick des Standbetreibers, der genauso wenig wie ich kapierte, was sich da zugetragen hatte. Der dreiste Typ hatte nie und nimmer vor, etwas zu kaufen; es ging ihm einzig und allein darum, sein momentanes Hungerbedürfnis zu stillen - und das auf Kosten anderer.

Damals habe ich es als dreiste Aktion empfunden, heute definiere ich es als modernen Diebstahl, der sich Tag für Tag vor unseren Augen zuträgt, ohne dass wir eine wirkliche Handhabe dagegen haben!

Roger Rauw, 2016