In Memory an Wolfgang Borchert
Gefasst sitzt er auf der Zellenbank:
Nichts hat er verbrochen!
Draussen machte er selbst sich krank,
Drinnen wird er gebrochen!
Zwanzig Tage darf er noch leben,
Das hat man so entschieden,
Er hat keine Illusionen mehr:
Nur Hoffnung ist ihm geblleben!
Tag um Tag verstreicht,
Jeder Sonnenstrahl erfreut sein Herz:
Er ist in seinem Gesicht ganz bleich,
Niemand teilt seinen Schmerz!
Dann kommt endlich der Tag,
Der sein letzter werden soll.
Kurz vor der Vollstreckung: Begnadigung,
Aussenstehende finden's toll!
Seinen ersten Schritt ins Freie
Nimmt er schon nicht mehr wahr,
Doch hält er seinem Herzen die Treue,
Für ihn ist das sonnenklar!
Er schreibt um die Wette,
Doch der Tod verfolgt sein Leben
Und zwingt ihn schliesslich zu Bette:
Vergeblich scheint sein Streben!
Doch blicken wir heute zurück
Auf das, was er geschrieben:
Das zeigt uns, Wolfgang Borchert,
Du bist uns erhalten geblieben!
In Gedanken an Dich
Schrieb ich dies Gedicht.
Für Deinen Mut zur Ehrlichkeit,
Zu danken Dir bin ich bereit!
Roger Rauw