Karmel "Jungfrau der Armen"
Die Mitteilung erschien im Laufe des Jahres 1985 im Bütgenbacher Pfarrbrief und las sich wie eine gewöhnliche Nachrichtenmeldung : "Durch Alter und Krankheit mehrerer Schwestern und nach vergeblichem Bemühen, Schwestern aus anderen Häusern zu bekommen, haben wir uns schweren Herzens und nach Beratungen mit den Ordens- und bischöflichen Behörden entschlossen, unser Kloster wahrscheinlich im Laufe des Jahres an eine andere Ordensgemeinschaft zu übergeben. Bis dahin und darüber hinaus bleiben wir Ihnen allen im Gebet verbunden".
Für die Pfarre Bütgenbach war diese Meldung kurz nach dem Weggang der Vinzentinerinnen aus dem Sankt-Joseph-Krankenhaus eine erneute Hiobsbotschaft. Trotz ihres Lebens in gänzlicher Abgeschiedenheit, und trotz der periphären Lage auf der sogenannten Domäne waren die Karmelitinnen stets ein wichtiger Bestandteil des kirchlichen Lebens in der Gemeinde. Ob man nun lediglich Butter und Eier dorthin brachte, damit das Wetter gut würde, oder ob man mit einem tieferen Anliegen zu den Karmel-Schwestem kam, immer fand man eine offene Tür und ein offenes Ohr sowie einen Platz in ihrem Gebet.
Die Karmelitinnen wurden am 4. Juli 1941 aus ihrem Mutterhaus in Pützchen bei Bonn ausgewiesen. Gemäß einer vorherigen Absprache mit den Vinzentinerinnen, verbrachten sie die erste Zeit im Bütgenbacher Krankenhaus, wo man ihnen drei Räume zur Klausur freigemacht hatte. Hier unterstützten sie die Vinzentinerinnen bei der Krankenpflege und überall dort, wo ihre Dienste erwünscht waren.
Nach dem Krieg wollten sie dann eigentlich in ihre Heimat zurückkehren und baten deshalb die zuständige Behörde zur Erstellung von Reisepässen, weil sie inzwischen der belgischen Verwaltung unterstanden. Daraufhin trat Bezirkskommissar Hoen mit den Worten "sie brauchen keine Reisepässe - bleiben sie doch hier !" an sie heran.
Sie folgten dieser Bitte und zogen im Jahre 1946 in das Haus von Paul Alard in der Büllinger Straße, das man ihnen hilfsweise zur Verfügung stellte. Nachdem die Gemeinde Bütgenbach das ehemalige Wirtschaftsgebäude der Domäne von der Elektrizitätsgesellschaft ESMA erworben hatte, wurde dieses auf Anleitung von Bürgermeister Schindfessel im Jahre 1949 in eine ständige Bleibe für die Karmelitinnen umgebaut.
Ein Anbau erfolgte von 1973 bis 1974; und eine neue Kapelle wurde Beginn der 80er Jahre gebaut. Bis zuletzt weilten noch sechs Ordensschwestern im Karmel.
Am 27. Dezember 1985, einem Freitag, empfing die Priorin Schwester Benedicte die neuen Bewohnerinnen des Ordenshauses, führte sie durch die Räumlichkeiten und übergab Ihnen den Hausschlüssel. Es waren drei Franziskaner-Schwestern, die der Bitte des Bistums folgten und ihr Mutterhaus, das sogenannte Eupener "Klösterchen" verließen und nach Bütgenbach kamen. Sie hatten den Auftrag, das Haus im Sinne der Karmelitinnen weiterhin als Gebetsstätte zu erhalten.
Inzwischen weilen sechs Franziskaner-Schwestern unter der Leitung der Oberin Schwester Damiana im umbenannten "Haus Jungfrau der Armen". Der ehemalige Karmel gilt heute als Tagungshaus und Stätte der Stille und des Gebetes.
Pastor Libert war übrigens zeitlebens ein großer Freund dieses Ordens. Auf seine Bitte hin wurde das Gebäude statt der Heiligen Theresia vom Kinde Jesu der Jungfrau der Armen geweiht.