Sagen

Von jeher waren Burgen und Mühlen beliebte Zufluchtsstellen für Geister und Gespenster. Kein Wunder also, daß es früher auch bei uns gespukt haben soll.

Die Geschichten, die man sich erzählte, wurden insbesondere von älteren Leuten überliefert. Aber auch die Spinnstuben galten als regelrechte Fundgruben solcher Sagen, weil dort Frauen und Mädchen am Abend zusammenkamen und bei ihrer Arbeit gern und viel erzählten.

Das Workemännchen und der Burgschatz

Die Burgruinen galten früher immer als beliebter Spielplatz für die Kinder. Auch Mariechen, ein kleines Mädchen aus Bütgenbach, zog es immer wieder zu den alten Mauerresten, wo sie ihre Zeit vertrieb. Ein Mann, der an der Warche (Work) Torf stach, sah Mariechen und versuchte, sie einzuschüchtern, indem er ihr vom Workemännchen erzählte.

Hierbei handele es sich um ein Gespenst, das meistens an der Berger Lei, in der Burg und an der Work spukte. Doch Mariechen hatte keine Angst. Immer wieder lief sie, von Bütgenbach kommend zu den Burgruinen hinunter. Als sie sich dann eines Tages verspätete und die Nacht hereinbrach, kam wirklich das Workemännchen aus dem düsteren Gebüsch der Haag heraus und stürzte auf das kleine Mädchen zu.

Aber das Kind war flinker, rannte davon und ruhte nicht, bis es bei seiner Mutter war. Mariechen ist nach diesem schrecklichen Erlebnis nie mehr zu lange auf der Burg geblieben.

Über die Herkunft des Workemännchen ist wenig bekannt. Es soll sich allerdings um den Geist eines früheren Burgherrn handeln, der noch keine Ruhe gefunden hat. Jener Burgherr war ein böser Mann.

Sein Leben lang hat er die Leute geschunden und geplagt und zudem so manchen Mord begangen. Dafür muß er nun büßen, indem er an der Stätte seiner früheren Taten als Geist umgeht und dort einen wertvollen Schatz behütet, der unter den Steinen verborgen ist.

Es galt früher als äußerste Mutprobe, wenn man zu nächtlicher Stunde alleine zu den Burgruinen ging und dort laut rief : "Burgmännchen, nun komm, hier bin ich !". Nur die Tapfersten trauten sich, dies zu tun.

Spuk in der Mühle

Auch die Berger Mühle blieb früher nicht von Geistern und Gespenstern verschont. Hier hörte man nachts oft ein sonderbares Geräuch, das ganz leise anfing und dann in einem lauten Poltern und Krachen ausartete. Es handelte sich hierbei jedoch nicht um das große Mühlrad. Dieses stand längst still, weil der Müller bereits Feierabend gemacht und sich zur Nachtruhe begeben hatte.

Hüetönnesse Mattes aus Nidrum kam einmal weit nach Mittemacht auf dem Nachhauseweg an der Mühle vorbei. Er hörte das eigenartige Geräuch und traute sich, diesem auf den Grund zu gehen. Sicherlich kam sein Mut daher, weil er in einer Bütgenbacher Wirtschaft ein Glas zuviel getrunken hatte. Er spähte durch sämtliche Fenster, konnte jedoch nichts entdecken. Daraufhin ging er enttäuscht nach Hause.

Hin und wieder zeigte sich das Gespenst allerdings auch in den verschiedensten Formen. Es tauchte als Hase mit nur drei Beinen auf oder als kleines Männchen mit unheimlichen Kräften.

Einmal soll es einem Bauern, der mit schweren Säcken zur Mühle gekommen ist, erschienen sein und hat ihm mit Leichtigkeit geholfen, die schwersten Lasten vom Wagen zu holen und sie in die Mühle zu tragen. Es war aber zumeist sehr bösartig und erschien manchmal sogar am hellen Tage, ergriff den Müller und warf ihn hin und her oder setzte ihn in die Mahlmulde.

Der Sage nach soll der böse Geist auf einen Müller zurückgehen, der nicht immer ehrlich gemaltert hat. Früher besaß der Müller nämlich einen Topf, die sogenannte "Malter", mit dem er den ihm zustehenden Anteil am gemahlenen Korn gemessen hat. Besagter Mann hat aber zeit seines Lebens alle Leute betrogen, indem er ihnen zuviel abgenommen hat. Gleich nach seinem Tode tauchte dann erstmals das Mühlengespenst auf.

Um sich dagegen zu schützen, gaben die darauffolgenden Müller jede Woche den Armen ein Brot. Wenn der gespenstische Hase auftauchte, warfen sie ihm einige Nüsse hin; die knackte er, fraß die Kerne und verschwand dann wieder. Seit einiger Zeit hat man das Gespenst jedoch nicht mehr in der Mühle gesehen.

Der unterirdische Gang

Das ehemalige Haus Brüls, wo sich jetzt das Landhaus Küpper befindet, unterstand in früheren Zeiten direkt der Burg. Der Sage nach hat es einen verborgenen, unterirdischen Gang vom Haus Brüls zur Burg oder zum Burghof gegeben, der es der Berger Bevölkerung früher ermöglicht haben soll, in Zeiten der Gefahr ungesehen zu flüchten und Schutz zu finden.

Der unterirdische Weg zum Haus Brüls muß wohl so gut versteckt gewesen sein, daß man bei Nachforschungen niemals eine Spur davon gefunden hat.

Daß allerdings das Haus Brüls wirklich in Kontakt zur Burg gestanden hat, scheint im Gegensatz zum dubiosen, unterirdischen Gang sicher. Die frühere Hausbezeichnung "Zalfen" hieß soviel wie "zur Hälfte" und wies darauf hin, daß die damaligen Hauseigentümer im Auftrag der Burg bei den anderen Dorfbewohnern die Hälfte des erwirtschafteten Gewinns eintrieben.